Alle Menschen müssen Müssen können!

Datum

Pressemitteilung

4,2 Milliarden Menschen haben laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit keinen Zugang zu einer sicheren und hygienischen Sanitärversorgung. Anlässlich des Welttoilettentags am 19. November haben Berliner Schüler*innen mit einer provokanten Aktion auf die Problematik aufmerksam gemacht. Unterstützt wurden sie von der German Toilet Organization.

Die Toilettenaktivist*innen kamen in weißen Overalls, luden Toiletten von ihren Bollerwägen und bauten ganze Klokabinen auf dem Potsdamer Platz auf. Sie servierten den reichlich überraschten Passant*innen einen Klo-Kuchen aus einer Kloschüssel und reichten dazu braun gefärbtes Trinkwasser. Der Ernst der kuriosen Aktion wurde schnell klar. Eine Toilettenausstellung zeigte den sanitären Notstand, der in vielen Regionen der Welt traurige Realität ist.

Toiletten sind ein elementarer Teil der Menschenwürde und seit 2010 auch ein Menschenrecht. Es sei ein Skandal, dass viele Politiker*innen dies nicht wüssten und die Staaten nicht ausreichend handeln würden, erklärte ein Sprecher der Schüler*innen. Die Staaten würden ihre selbstgesteckten UN-Nachhaltigkeitsziele im Bereich der Sanitärversorgung nur erreichen, wenn die Politik das Tabuthema endlich aus der schmutzigen Ecke holt. Ziel 6 der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen fordert sichere Toiletten, sauberes Trinkwasser und den Zugang zu Hygiene für alle Menschen bis zum Jahr 2030.

Wenn die Regierungen und auch Geberstaaten wie Deutschland nicht anfangen, jene Menschen in den Mittelpunkt ihrer Bemühungen zu stellen, die am schwierigsten zu erreichen sind, werden wir dieses Ziel krachend verfehlen, erklärt Johannes Rück, Sprecher der German Toilet Organization. Immer noch verrichten 673 Mio. Menschen ihre Notdurft im Freien, darunter insbesondere Arme, Alte und Kranke, Bewohner*innen von Slums, Menschen auf der Flucht, Indigene und die von Katastrophen Betroffenen. Zahlen der Weltbank beweisen, dass die Hilfe heute nicht bei ihnen ankommt: nur 6 % der Subventionen, die in Entwicklungsländern in die Wasser und Sanitärversorgung fließen, kommen den Ärmsten 20 % der Bevölkerung zu gute.

Dass Toiletten die Kraft haben die Welt zu retten, verdeutlichen dagegen folgende Zahlen: laut WHO kann der Zugang zu Wasser- und Sanitärversorgung und Hygiene jedes Jahr 297.000 Kindern unter 5 Jahren das Leben retten. Alleine regelmäßiges Händewaschen mit Seife verringert das Risiko an Durchfall zu erkranken um 37 %. Die Weltbank hat errechnet, dass jeder in Sanitärversorgung investierte Euro einen volkswirtschaftlichen Nutzen von 4,30 EUR erzeugt. Niedrige Gesundheitskosten, mehr Produktivität, mehr Tourismuseinnahmen und weniger frühzeitige Todesfälle schlagen hier positiv zu Buche.

Die Aktion auf dem Potsdamer Platz ist Teil des entwicklungspolitischen Bildungsprojektes „Klobalisierte Welt“ der German Toilet Organization e. V., an dem Schüler*innen des Werner-von-Siemens-Gymnasiums (Steglitz-Zehlendorf), der John-F.-Kennedy Schule (Steglitz-Zehlendorf) und des Johann-Gottfried-Herder-Gymnasiums (Lichtenberg) teilgenommen haben. Die GTO führt „Klobalisierte Welt“ seit 2009 erfolgreich durch. Hierbei veranstaltet die GTO eintägige Projekttage an Berliner Schulen und plant gemeinsam mit den Schüler*innen öffentlichkeitswirksame Aktionen, um auf entwicklungspolitische Themen aufmerksam zu machen.